Der Weg in die Tiefe

Der Weg in die Tiefe

„Der Weg in die Tiefe“ führt zum ehemaligen Schacht der Zeche Nachtigall und mitten hin-ein in den Alltag der Bergleute im 19. Jahrhundert.

Wie damals die Bergleute, so führt auch uns „Der Weg in die Tiefe“ hinein in den Alltag. Denn im Alltäglichen, im Gehen und Sehen, im Sprechen und Hören, im Schmecken und Riechen und Denken, in jedem Gespräch, in Freude oder in der Not, in allem können wir die Gegenwart Gottes entdecken.

In dem Text von Karl Rahner, so meine ich, finden sich Beispiele, wie „Der Weg in die Tiefe“ ganz konkret aussehen kann.

Sternstunden

Vielleicht kommen mir „Sternstunden“ nur in der Gestalt des Alltags entgegen.
Ich kann sie übersehen:
das bisschen Geduld, das meiner Umgebung das Leben ein wenig erträglicher machte;
die unterlassene Ausrede;
das wirkliche Geltenlassen eines Tadels (Gott, wie schwer ist das, wenn es sich um Dinge handelt, die meine Eigenliebe berühren);
das Sterbenlassen eines Unrechts, das man mir angetan hat, in mir selbst, ohne durch Klage, Grimm, Bitterkeit und Vergeltung dieses Unrecht sich weiterzeugen zu lassen;
die Treue im Gebet, das nicht durch „Trost“ und ein „religiöses Erlebnis“ belohnt wird;
der Versuch, diejenigen zu lieben und nicht nur mit verschlucktem Grimm aus wohlverstandenem Egoismus zu ertragen, die mir auf die Nerven gehen;
die heruntergeschluckte Klage und das unterlassene Selbstlob und viele andere Dinge, die erst eigentlich gut würden, wenn man sie immer übte.
Wo man durch „nichts“ mehr belohnt wird, durch nichts Angebbares, weder außen noch innen, da ist als dieses „nichts“ in Wahrheit Gott gegenwärtig.
Und der endliche Verlust ist der unendliche Gewinn,
dessen Schätzung eingeübt wird durch diesen Verlust.
Man „zahlt drauf“ im Leben mit sich selbst.
Und nur um diesen Preis ist Gott erhältlich.

Karl Rahner

von: Lokale Kirchenentwicklung in der PG Bernkastel-Kues
Foto: LWL-Industriemuseum bei Witten © privat