Entwurf für ein Osterlied

Die Erde ist schön, und es lebt sich
leicht im Tal der Hoffnung.
Gebete werden erhört.
Gott wohntnah hinterm Zaun.

Die Zeitung weiß keine Zeile vom
Turmbau. Das Messer
findet den Mörder nicht. Er
lacht mit Abel.

Das Gras ist unverwelklicher
grün als der Lorbeer. Im
Rohr der Rakete
nisten die Tauben.

Nicht irrt surrt die Fliege an
tödlicher Scheibe. Alle
Wege sind offen. Im Atlas
fehlen die Grenzen.

Das Wort ist verstehbar. Wer
Ja sagt, mein Ja, und
Ich liebe bedeutet: jetzt und
für ewig.

Der Engel steht abends am Tor
Er hat gebräuchliche Namen
und sagt, wenn ich sterbe:
steh auf.

Text: Rudolf Otto Wiemer, Verstehen durch Stille, 3. Auflage, 2005, Hannover, S. 157
Foto: privat

von: Lokale Kirchenentwicklung in der PG Bernkastel-Kues