Den Frauen sei Dank

Den Frauen sei Dank

Das scheint reine Männersache gewesen zu sein. Da ist in den Evangelien von Erfahrungen die Rede, dass Jesus nach seiner Kreuzigung auferstanden ist, das er lebt. Und es ist meist von Männern die Rede, die ihn nach der Auferstehung erkannt haben. Diese Männersicht hat sich in der Tradition der Kirchen hartnäckig gehalten.

Schaut man genauer in die Evangelien, dann verhält es sich ganz anders. Als sie von der Kreuzigung hörten, waren die Männer, einst Jesu Mitstreiter, vor lauter Angst in alle Richtungen geflohen.

Anders die Frauen. Sie hatten die Kraft und den Mut zu bleiben. Maria, die Mutter Jesu, Maria aus Magdala und andere Frauen waren bei ihm, als er öffentlich auftrat. Drei von ihnen waren auch in den schwersten Stunden bei Jesus. Sie standen unter dem Kreuz. Sie beobachteten, wohin man seinen Leichnam gebracht hatte. Und sie kauften wohlriechende Öle, um den toten Jesus zu salben. So etwas tut man nur aus einer großen Liebe heraus.

Von dem französischen Schriftsteller Francois Mauriac (1885-1970) stammt ein Wort, was auf diese Frauen zutrifft: „Ich glaube an den, den ich liebe.“ Und sie machten eine Erfahrung, die ihnen zur Gewissheit wurde: „Jesus, unser Meister, lebt!“ Frauen waren demnach die ersten Botinnen der Auferstehung Jesu (Mt 28, 8; Lk 24, 22; Joh 20, 17). Se waren sich ihrer Sache so sicher, sie waren so erfüllt davon, dass sie zu den Jüngern gingen, um ihnen das mitzuteilen.

Dank der Botschaft der Frauen machten auch die Männer neue Erfahrungen, nachdem sie ihre anfängliche Skepsis und ihr Misstrauen abgelegt hatten. Und diejenigen, die Jesus einst verleugnet und verlassen hatten, die wandten sich wieder in Liebe ihrem Auferstandenem Herrn zu. Den Frauen sei Dank für ihre Botschaft an die Männer. Eine Botschaft, deren Strahlkraft ungebrochen anhält. Das Geheimnis von Ostern ist die Liebe, die aufrichtet und etwas sehen lässt, was unbegreiflich ist. Und die Botschaft möchte den Menschen die Augen auch dafür öffnen, dass am Ende nicht der Tod und das Nichts das letzte Wort haben, sondern die Liebe und das Leben.

Michael Broch

von: Lokale Kirchenentwicklung in der PG Bernkastel-Kues