Fest der Begegnung

Fest der Begegnung

Ein junges Paar mit ihrem Kind auf dem Arm besucht das Gotteshaus. Die Eltern namens Maria und Josef erhoffen sich Segen, Zuspruch und Schutz für ihr Kind.

(Direkt denke ich an junge Eltern unserer Tage, die ihr Kind zur Taufe in eine Kirche bringen…)

Ein paar Menschen sind dort, unter ihnen auch zwei ältere Personen. Diese beiden gläubigen Menschen ahnen, dass an diesem Tag etwas Besonderes geschehen wird. Simeon und Hannah heißen sie und treten hinzu. Er lässt sich das Kind auf den Arm geben, so dass einem das Herz aufgeht. Ich stelle mir vor, dass Simeons Augen strahlen, als er beginnt von seiner Sehnsucht nach Gott zu erzählen, die ihn ein Leben lang begleitet hat, von seiner jahrzehntelangen Geduld, die er aufbringen musste, um diesen Augenblick zu erleben, von der göttlichen Zuwendung, die er in diesem Kind erfüllt sieht. Er preist bei dieser Begegnung das Kind prophetisch als Licht und Heil für alle Welt! Und Hannah unterstreicht begeistert die Worte des Simeon und lobt Gott in den höchsten Tönen. Die Kirche nennt dieses Ereignis im Tempel „Darstellung des Herrn“, „Mariä Lichtmess“ oder in der Ostkirche auch „Fest der Begegnung“. Ich finde, dass es eine besonders ansprechende spätweihnachtliche Geschichte der Bibel ist, nachzulesen im zweiten Kapitel bei Lukas, ab Vers 22.

Welche Botschaft entnehme ich diesem Evangelium am Beginn des Jahres 2021?

Ich nehme einen großen Respekt älteren, erfahrenen Menschen gegenüber wahr.

Ich nehme wahr, die Begegnung mit Groß und Klein bewusst wertzuschätzen.

Ich nehme wahr, dass im Leben bisweilen große Geduld gefragt ist.

Ich nehme wahr, dass es gilt, eine große Sehnsucht über lange Zeit wachzuhalten und darauf zu vertrauen, dass sie irgendwann erfüllt wird.

Ich nehme wahr, dass hier etliche Menschen in der Lage sind, die Einzigartigkeit und Besonderheit eines Moments zu erspüren.

Ich wünsche uns die Sehnsucht, die Geduld, die Weisheit, die Glaubensfreude von Simeon und Hannah!

Bruno Comes, Kooperator-Pfarrer