Pfarrkirche St. Marien - Rachtig

Pfarrkirche St. Marien - Rachtig

Die der Immaculata geweihte Marienkirche zu Rachtig war ursprünglich im Jahre 1725 erbaut. Da das Schiff (Langhaus) um die Jahrhundertwende baufällig wurde, errichtete man 1906 nach den Plänen des Trierer Dombaumeisters Julius Wirtz eine neue Kirche unter Beibehaltung des alten Turmes: eine spätromanische Basilika aus Schieferbruchstein, im Reichtum der Materialien und Formen ein charakteristischer Bau des Späthistorismus. Das Mittelschiff zeigt ein Kreuzrippengewölbe über polierten Granitsäulen, in den Seitenschiffen Quertonnen mit aufgelegten Rippen.

Der quadratische Westturm (64,5 m hoch) wurde 1725 nach den Plänen des kurtrierischen Hofbaumeisters Philipp Honorius Ravensteyn erbaut und hat ein sehenswertes Portal mit einer Nischenfigur der Immaculata.

Ein Teil der Ausstattung der Vorgängerkirche (1725) wurde übernommen, so z. B. die schöne hölzerne Westempore mit dem Orgelgehäuse von 1739. Auch die Kommunionbank, die Kanzel und die Heiligenfiguren stammen aus der älteren Kirche (Mitte 18. Jahrhundert).

Der heutige neugotische Hochaltar wurde am Beginn des letzten Jahrhunderts nach dem Neubau des Kirchenschiffes aufgestellt.

Beachtenswert sind die Kalvariengruppe aus dem Jahr 1634 (im Turmeingang) und verschiedene barocke Heiligenfiguren. Besonders das Standbild der Himmelskönigin aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (linker Seitenaltar) muss man gesehen haben.

Neue Orgel im alten Gewand

Die Marienkirche im Ortsteil Rachtig wurde in den Jahren 1723-25 vom aus Rachtig stammenden Deutschordenspriester Johann Peter Glesius erbaut. Nachdem er einen großen Teil der Innenausstattung finanziert hatte, ließ er 1739 für 750 Taler ebenfalls aus eigener Tasche die Orgel errichten. Von wem sie stammte, ist nicht festgehalten. Der weitere Werdegang des Instrumentes ist ebenfalls ungewiss, lediglich aus dem Jahre 1857 wird ein Reparaturvertrag mit dem Graacher Orgelbauer Joseph Claus erwähnt, nachdem durch Blitzschlag der Helm des Kirchturmes abgebrannt war und die Orgel bei den Löscharbeiten Schäden erlitten hatte.

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1906-08 wurde das Kirchenschiff erneuert; der Westturm blieb stehen, der größte Teil der Innenausstattung wurde übernommen. Nachdem das Innere der Orgel durch Heinrich Voltmann für 21 Mark entfernt worden war, baute Nikolaus Franzen (Trier) 1910 hinter den Prospekt ein pneumatisches Werk mit 17 Registern auf 2 Manualen und Pedal. Der 2. Weltkrieg und die Orgelbauideologien des 20. Jahrhunderts hinterließen ihre Spuren, der Zahn der Zeit nagte an Ledermembranen und Bleirohren, und die Folgen der falsch dimensionierten Windversorgung der Diskantladen nervte Organisten wie Zuhörer. Nachforschungen ergaben, dass das Vorgängerwerk, von dem immerhin noch das Gehäuse sowie die zwei Prospektregister erhalten waren, mit großer Wahrscheinlichkeit von dem Münstereifeler Orgelbauer Balthasar König stammte. Gehäusekonstruktion und Pfeifengravuren geben heute noch Zeugnis davon. So entschlossen sich Orgelförderverein und Verwaltungsrat, die Orgel unter Beibehaltung der historischen Teile im Sinne der Traditionen der Orgelbauerfamilie König zu erneuern. Den Auftrag hierzu erhielt die Firma Josef Weimbs aus Hellenthal, Eifel.

Am 9.11.2003 wurde die alte Orgel mit einem Wortgottesdienst verabschiedet und an den folgenden Tagen demontiert, die noch brauchbaren Pfeifen übernahm der polnische Orgelbauer Jan Drozdowidcz aus Posen.

Am Sonntag „Laetare“, dem 6. März 2005 wurde das Werk in einem feierlichen Gottesdienst durch Domkapitular Hans Wilhelm Ehlen geweiht.

Das vollmechanisch traktierte Schleifladen-Instrument mit 1654 Pfeifen in 27 Registern und der Opusnummer 296 hat folgende Disposition:

I. Man., RückpositivII. Man., HauptwerkPedal
Hollpfeif 8‘ Bourdon 16‘ Subbaß 16‘
Flaut travers Discant 8‘ Principal 8‘ Octavbaß 8‘
Praestant 4‘ Viola di Gamba 8‘ Gedacktbaß 8‘
Flaut 4‘ Hollpfeif 8‘ Bombart 16‘
Octav 2‘ Octav 4‘ Trompet 8‘
Quint 1 1/2‘ Flaut 4‘    
Tintinabulum Disc. 2f Quint 3‘    
Mixtur 3f Octav 2‘    
Cromhorn 8‘ Terz 1 3/5‘    
Tremolant   Cornett Disc. 3f    
    Mixtur 4f    
    Trompet 8‘    
    Claron Bass 4‘    

Nebenregister:
Kuckuck, Nachtigall, Zimbelstern

Temperierung nach Neidhart (1732 „für ein Dorf“)

Das Gehäuse wurde restauriert und nach hinten erweitert, die historischen Prospektpfeifen (ca. 84% Zinn) konnten alle repariert werden, trotz großer Splitterlöcher aus dem Krieg. Alle Innenpfeifen sind nach König’schen Mensuren gefertigt aus 70% Zinn. Nur der Subbaß, der nach hinten spricht und quasi einen rückwärtigen Prospekt bildet, ist aus Holz. Hinter dem Hauptwerk liegt die Windanlage mit klassischen Keilbälgen, darüber das Pedalwerk. Der Winddruck beträgt für die Manualwerke 68 mm WS, für das Pedal 85 mm WS. Zusätzlich wurde die historische Empore durch zwei Anbauten nach rechts und links erweitert. Die Gesamtkosten in Höhe von rund 400.000 € konnten alleine durch Spenden finanziert werden.

Seit 2008 kümmert sich der aus dem Orgelförderverein hervorgegangene Förderkreis Kirchenmusik St. Marien Rachtig um die Belange der Orgel, insbesondere um Konzerte und die Gestaltung von Gottesdiensten.

Eine CD mit den 8 Orgelkonzerten von Franz Xaver Brixi (1732-1771) ist im Handel und beim Förderkreis Kirchenmusik erhältlich. Es spielen die European Chamber Soloists unter Nicol Matt und mit Christian Schmitt an der Orgel.

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Förderkreis Kirchenmusik St. Marien Rachtig

Website: www.orgelrachtig.de
Organistin: Theresia Thiesen
E-Mail:
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