In der Firmvorbereitung gab es einen Stationenweg, bei dem die Jugendlichen verschiedene Aspekte ihres Lebens betrachten konnten. In den anschließenden Gesprächen zeigten sich viele besonders beeindruckt davon, dass Gott jede und jeden einzelnen Menschen sieht und annimmt.
Jede und jeder von uns kennt den Wunsch gesehen und wahrgenommen zu werden, nicht vergessen zu sein. Besonders drängend mag dieser Wunsch in unsicheren Lebensphasen oder in Zeiten der Neuorientierung sein.
Eine biblische Geschichte erzählt von einer ägyptische Sklavin, die für Abraham und dessen Frau Sara arbeitet. Da Sara kinderlos bleibt bittet sie Abraham, stellvertretend für sie mit ihrer Sklavin Hagar ein Kind zu zeugen. Als Hagar schwanger wird, kommt es zwischen den Frauen zu Konflikten.
Hagar flieht in die Wüste. Dort begegnet ihr Gott, der ihr und ihrem zukünftigen Sohn viele Nachkommen und eine gute Zukunft verheißt. Allerdings fordert er sie auf: »Geh zurück! Auch wenn ich jetzt noch nichts an deiner Situation ändere, so habe ich dich trotzdem wahrgenommen, und ich überlasse dich nicht einfach deinem Schicksal.«
Hagar gibt Gott den Namen »Der, der mich sieht«. Sie hat mit Gott jemanden gefunden, der sie sieht, der ihren Schmerz, ihre Verzweiflung wahrnimmt. Das tut ihr gut und stärkt sie, gibt ihr neuen Mut und neue Kraft. Hagar kehrt zurück und bringt ihren Sohn Ismael zur Welt.
Als Sara unverhofft selbst einen Sohn gebiert, werden Hagar und Ismael ein zweites Male vertrieben. Wieder geht es um Leben und Tod. Doch Gott hilft Hagar und Ismael, er beschützt sie und zeigt ihnen neue Wege für ihr Leben.
Die Geschichte Hagars kann uns Mut machen und unser Vertrauen auf Gott stärken.
Sie kann uns auch fragen lassen: Wen übersehe ich? Wer bräuchte eine Geste des Wahrgenommen-Werdens? Wen kann ich ermutigen, und wem erzählen von unserem Gott, der uns sieht?
Monika Bauer-Stutz, Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues