Der bettelnde König

Der bettelnde König

Von einem Bettler wird erzählt, er ging in einem Dorf sammelnd von einer Tür zur anderen, als auf einmal etwas Besonderes geschah: Die goldene Kutsche des Königssohnes fuhr vor. Die Gelegenheit seines Lebens, dachte der Bettler und eilte zur Kutsche, um etwas Wertvolles zu erhalten. Erstaunlicherweise verließ der Königssohn die Kutsche und wendete sich dem Bettler zu. Wie erstaunt war der Bettler, als der Königssohn ihn fragte: „Was hat Du MIR zu geben?“ Welche Überraschung diese Worte zu hören und die königliche Hand ausgestreckt zu sehen! Verwirrt nahm der Bettler aus seinem Sack ein kleines Körnchen Reis und gab es dem Königssohn. Wie traurig war er dann am Abend, als er in seinem Sack herumstöberte und ein kleines Körnchen Gold fand, welches exakt der Größe seines geschenkten Reiskörnchen entsprach.

Er weinte bitterlich darüber, dass er nicht den Mut gehabt hatte, ihm alles zu geben. Der Bettler dachte: „Möge es uns nicht am Abend unseres Lebens so ergehen, dass wir darüber weinen, Gott nicht alles gegeben zu haben, worum er uns gebeten hat!? Wie göttlich war doch diese Geste: Gott wird zum Bettler, um uns die Freude zu machen, dass wir es sind, die etwas haben, was wir IHM geben können!“

Diese Erzählung kam mir beim Betrachten des Evangeliums von Christkönig (nachzulesen bei Matthäus 25,31-46) in den Sinn. Der für mich beeindruckendste Satz Jesu heißt: Was Ihr für einen meiner geringsten Brüder (oder Schwestern) getan habt, das habt Ihr mir getan!

Was können wir nun also Gott geben?

Wir sind jeden Tag, ja jeden Augenblick eingeladen, im Nächsten, im Nachbarn, im Gegenüber, im Hungernden, im Durstigen, im Kranken, im Gefangenen, im Benachteiligten, im Ausgegrenzten, im Einsamen, im Notleidenden, im Fremden oder auch im vertrauten Menschen die besondere, die „königliche“ Würde zu entdecken!

Hilfreiche, kreative und barmherzige Gedanken wünscht Ihnen nicht nur am Christkönigssonntag (oder auch Ewigkeitssonntag)

Bruno Comes, Kooperator-Pfarrer